Gartenhaus
Installation ›Zum Tanz Platz‹
in der Pagodenburg Rastatt, 2011
Zum Tanz Platz
Ein Gartenhaus, ursprünglich gebaut aus Material eines Bahnwagons, wird aus der Natur verschoben in die herrschaftlichen Räume der Pagodenburg. Dem vorgefundenen Schriftzug ›Zum Tanz Platz‹ folgend, lässt Christoph Frick aus dem Inneren der Hütte die Musik einer Stuttgarter Tanzkapelle der Dreißigerjahre erklingen. Einen Stock höher befindet sich das nachgebaute Modell des Gartenhauses. Einem Echo gleich, erklingt dort aus dem Modell, im Wechsel zum Erdgeschoß, die Walzermusik.
Als Markgräfin Sybilla Augusta 1722 im Rastatter Schlossgarten die Pagodenburg errichten ließ, schuf sie sich und ihren Söhnen damit kein Wohndomizil, sondern eine kleine, große ›Spielburg‹, so wie wir uns als Buben unter unseren Bedingungen in ›Fallers Eisenbahnlandschaften‹ mühselig das Vorgegebene nachbauten. Sybilla Augustas kopiertes Vorbild für die Pagodenburg befindet sich im Garten des Nymphenburger Schlosses bei München.
Mit klebrigen Fingern waren wir Jungen stolz auf unser Stückchen nachgebildete Welt und fühlten uns dann fast so mächtig und frei wie wohl einst die Fürstin. Die Imitation des Modells, das sich durch gesellschaftliche Prägung bereits in den Köpfen befindet, provoziert die eigene Souveränität! Die Demonstration des Modells stellt die Wirklichkeit in Frage.
Hartmut Preuß, Katalogbeitrag in ›Bilder und Spiegelbilder‹